- Mar 22 2018
Wart ihr von der Youtubeserie "Die Rekruten" eigentlich genauso angewidert wie ich? Bei aller Kritik, die man generell an der Bundeswehr oder dem Militär im allgemeinen haben kann ging es mir dabei vor allem um die Zielgruppe: Junge Menschen, häufig Minderjährige.
Nun haltet euch fest, denn das ist wirklich nicht mal die Spitze des Eisbergs. Die Bundeswehr geht jetzt sogar soweit und macht Veranstaltungen in Kitas.
"Solche Besuche kommen laut einer Antwort auf eine Kleine Anfrage der Linken im Bundestag häufiger vor. In dem Papier, das dem SPIEGEL vorliegt, werden mehr als hundert Kooperationen der Bundeswehr mit Schulen und Kindergärten aus den vergangenen zwei Jahren dokumentiert, an denen mindestens tausend Kinder beteiligt waren. Die Aktivitäten reichen von der Mitbenutzung einer Schwimmhalle, Fußballtrainings und Vorlesetagen bis zu Lampionumzügen durch die Kaserne.
Hinzu kommen Spendenaktionen, mit denen allein in den vergangenen zwei Jahren 100.000 Euro eingesammelt wurden. Das Geld ging sowohl an Kindergärten als auch an Kinder- und Jugendhilfeeinrichtungen."
Das ist ja voll nett und uneigennützig von denen, dass die jetzt den Frieden quasi auch im Inland sichern. /Ironie off
"Bei der Zusammenarbeit mit Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe gehe es lediglich darum, "soziales Engagement" und "gesellschaftliche Anerkennung und Wertschätzung" zum Ausdruck zu bringen.
Das Ministerium räumt ein, die Bundeswehr als attraktiven Arbeitgeber darstellen zu wollen - allerdings nicht in Kindertageseinrichtungen."
Na klar, und überhaupt sind Jugendliche doch gut informierte und stets reflektierte Geister, die die Folgen ihres Handelns immer im vollen Umfang überblicken. Und die Bundeswehr ist doch auch verantwortungsbewusst und klärt die Kinder über etwaige Gefahren auf. Die verkaufen den Kindern das doch nicht als normalen Job oder gar als Adventure Park. Ach doch?
Sowas macht mich wirklich richtig wütend. Das hat einfach so viele Aspekte, die man kritisieren muss. Zum einen ist es einfach nicht zu rechtfertigen, dass ein reiches Land wie Deutschland Jugendhilfsorganisationen, Kitas etc. scheinbar nicht ohne Gegenleistung fördern kann. Als hätte es jetzt irgendwem weh getan das Geld aus einem anderen Topf zu nehmen.
Und ich habe diesen Scheiß ja noch mitbekommen in der Schule. Ich bin Jahrgang '92 und war damit unter den letzten Leuten die im Rahmen der Wehrpflicht noch zur Musterung mussten. Da wurde bei uns natürlich nochmal richtig Werbung gemacht. Die Bundeswehr war mit großen LKWs da und hat Vorträge gehalten und da waren jetzt natürlich nicht alle Schüler*Innen gleich gut drauf zu sprechen. Es gab da im Grunde 3 Lager: die Kritiker*Innen, die Befürworter*Innen und die denen das einfach egal war. Wir hatten zum Beispiel einen Typen der sich geweigert hat zum Unterricht zu kommen und mit 5 Leuten eine spontane Demo vor der Schule organisiert hat als die Bundeswehr kam. Aber es gab auch einen richtig großen Haufen, vor allem junger Männer, die richtig begeistert waren. Wir sind halt alle in einer Ostdeutschen Kleinstadt aufgewachsen und haben im zweiten Halbjahr der 10. Klasse schon Bewerbungen schreiben müssen. Ich habe mit einem Notenschnitt von 1,7 gerade mal 5 Einladungen auf 130 Bewerbungen bekommen, davon nicht eine in unserer Stadt. Die anderen standen i.d.R. deutlich schlechter da. Die haben in der Bundeswehr nichts schlechtes gesehen, sondern eine Chance ihren Führerschein zu machen, überhaupt eine Ausbildung zu kriegen und sich ihren Traum vom ersten Auto erfüllen zu können. Da hatte die Bundeswehr natürlich leichtes Spiel.
Und diese Doppelmoral kotzt mich einfach an. Wir waren nämlich auch die Generation, die sich mit den Folgen der Amokläufe von Erfurt und Winnenden rum schlagen musste. Und einige mögen sich erinnern, dass Frau von der Leyen vor ihrer Zeit als Betreuerin Minderjähriger bei der Bundeswehr mal Familienministerin war. In dieser Position hatte sie "Killerspielen" den Kampf angesagt. Das war ihr wahrscheinlich alles nicht pädagogisch wertvoll genug. Bei der Bundeswehr gehen die Kinder wenigstens noch an die frische Luft.
Nun ist der Jugendschutz natürlich eine wichtige Sache, aber es kann doch nicht sein, dass wir zu recht kontrollieren was Kinder für Filme sehen und was für Spiele sie spielen, dass wir völlig zu recht Tabakwerbung verbieten und Kinder über quasi jeden möglichen Gefahrenbereich aufklären aber dann Militärpropaganda einfach zulassen.
Linkliste:
http://www.spiegel.de/lebenundlernen/schule/was-will-die-bundeswehr-bei-kita-kindern-a-1199164.html'>Die
http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/bravo-bundeswehr-werbung-fuer-aventure-camp-auf-sardinien-a-985112.html'>Ach
http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/killerspiele-gewalt-darf-nicht-belohnt-werden-1409402.html'>